Neues zur atopischen Dermatitis (Neurodermitis, endogenes Ekzem):

Hier typische Veränderungen einer atopischen Dermatitis bei einer Erwachsenen Patientin: Symmetrischer Befall der Ellenbeugen mit heftig juckenden großflächigen Hautrötungen.  Die atopische Dermatitis manifestiert sich meistens erstmals im Kindesalter. Sie kann aber auch bei Erwachsenen erstmals jenseits des 5 – 6 Lebensjahrzehnts auftreten. Diese Manifestation der atopischen Dermatitis wird als Late onset atopic dermatitis bezeichnet und hat oft einen schwereren noch hartnäckigeren Verlauf.

Hier typisch nicht nur die Lokalisation symmetrisch in den Kniekehlen sondern auch das Alter der kleinen Patientin.

Eine neue offenbar sehr effektive Methode zur Behandlung der atopischen Dermatitis bahnt sich ihren Weg. Es handelt sich dabei  um DUPILUMAB. Hinter dieser eigenartigen Bezeichnung verbirgt sich ein Medikament aus der Gruppe der Biologika. (Die letzte Silbe des Namen des Medikamentes …. MAB steht für monoclonal antibody)  Biologika sind Medikamente die in körpereigene Vorgänge eingreifen wodurch sie Mechanismen der Krankheitsentstehung insbesondere Entzündungskaskaden beeinflussen und die Manifestation der Erkrankung hemmen bis komplett verhindern können. Es handelt sich dabei um Eiweißkörper die mit hohem technischen Aufwand hergestellt werden und deren Entwicklung Jahre gedauert haben weshalb sie auch sehr teuer sind. Dupilumab ist ein monoklonaler Antikörper der sich an Rezeptoren den sogenannten IL-4 und IL-13 Rezeptoren (IL steht für Interleukin) an weissen Blutkörperchen bindet wodurch die Entzündungskaskade bei der atopischen Dermatitis blockiert wird. Bei 37 % der damit behandelten Patienten kam es nach 2 Wochen Behandlung zu einer vollständigen Abheilung der Hautläsionen. Bei  52 % der Patienten kam es zu einer wesentlichen Besserung (75 %ige Verbesserung). Dupilumab wird unter die Haut gespritzt. Derzeit ist noch offen wie oft das Präparat wird verabreicht werden müssen.  Dafür sind derzeit noch sogenannte Dosisfindungsstudien im Gang. Bislang sind lediglich leichte und gut beherrschbare Nebenwirkungen wie Rötung an der Einstichstelle und Konjunctivitis (Bindehautentzündung) beobachtet worden. Nebenwirkungen die ein von schwerer atopischer Dermatitis geplagter Mensch wohl gerne gegen Beschwerdefreiheit von Seiten der atopischen Dermatitis in Kauf nehmen würde. Wann dieses Medikament tatsächlich zur Verfügung stehen wird ist aber derzeit noch offen. Doch selbst wenn es bereits morgen so weit sein sollte ändert sich an einem Grundprinzip bei der Behandlung der atopischen Dermatitis eines sicher nicht: Die Notwendigkeit der regelmäßigen phasengerechten Pflege mit indifferenten Pflegesalben (Basistherapie).

Quelle: Simpson EL, Bieber T, Guttmann-Yassky E et al. Two phase 3 trials of dupilumab versus placebo in atopic dermatitis. New Engl J Med 2016 October 1, 2016.

Die Basistherapie der atopischen Dermatitis:

Bei der atopischen Dermatitis wird wie bei vielen anderen chronisch rezidivierenden Erkrankungen zwischen Schub und Intervall unterschieden. Unter Basistherapie versteht man jene Maßnahmen die der Neurodermitiker unbedingt auch dann durchführen soll wenn er nicht im Schub ist, wenn er sich also im beschwerdearmen oder gar beschwerdefreien Intervall befindet. Regelmäßiges Einfetten der Haut mit indifferenten Pflegesalben tragen zur Stabilisierung der Hautbarriere, die ja bei der atopischen Dermatitis gestört ist, bei. Krankheitsschübe können durch diese Maßnahmen verzögert, abgeschwächt oder gar völlig verhindert werden.

Unter indifferenten Pflegesalben werden Salben verstanden die keine entzündungshemmenden Substanzen wie Kortison, Tacrolimus oder Pimecrolimus enthalten. Zubereitungen mit Harnstoff werden auch als indifferente Pflegesalbe, im Falle des Harnstoffs – Creme, bezeichnet weil der Harnstoff keinen direkten Einfluss auf das Immunsystem nimmt.

Eine Forschergruppe in Düsseldorf hat festgestellt, daß bei Mäusen die Hautbarriere durch Ernährung beeinflussbar ist.  So führt ein Mangel  so genannter Arylhydrocarbonrezeptoren (AhR)an Hautzellen zu einer Erhöhung des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL) wodurch es zu einer Austrockung der Haut kommen kann was insbesondere bei Neurodermitikern, die ja bereits einen Mangel an Lipiden in ihrer Haut haben, zu einer weiteren Verschlechterung führen kann. Durch Zufuhr von Indol-3-Carbinol hat die Dichte dieser AhR an den Keratinozyten, den zahlenmäßig bedeutendsten Zellen in der Oberhaut die auch für den TEWL verantwortlich sind bei den Mäusen wieder zugenommen und der TEWL sich wieder gebessert.  Was bei Mäusen gut funktioniert  muß aber bei Menschen nicht auch der Fall sein. Indol-3-Carbinol kommt in Kreuzblütlern vor. Dazu gehören unter anderen Blumen, Weiss, Rotkohl, Broccoli, Radieschen, Kren, Raps, Kresse, Senf und Kohlrabi.

Es kann also nicht schaden wenn Neurodermitiker diese ohnehin gesunden Lebensmittel vermehrt und regelmäßig zu sich nehmen sofern keine Allergie dagegen bekannt ist. Jedenfalls ersetzt diese Diät nicht die absolut angezeigte Basistherapie mit indifferenten Pflegesalben bei der atopischen Dermatitis.

Quelle: Aryl hydrocarbon receptor in keratinocytes is essential for murine skin barrier integrity. Katahrina Haas et al. JID Nov 2016. Vol 136, Issue 11, pages 2260-2269

Nun aber zu einem neuen Medikament das bereits zugelassen worden ist und bei Behandlung der atopischen Dermatitis helfen kann und bereits zur Verfügung steht: Es heißt Acarizax ®.   www.alk.net.at

Die Sensibilisierungsrate gegen Hausstaubmilbenallergene ist bei Patienten mit atopischer Dermatitis wesentlich höher als in der Gesamtbevölkerung. Neurodermitiker mit einer tatsächlichen Hausstaubmilbenallergie profitieren oft doppelt von einer Behandlung der Hausstaubmilbenallergie, sei es nun durch Sanierung der Umgebung oder durch spezifische Hyposensibilisierung : Zum Einen kommt es zu einer Besserung der Hausstaubmilbenallergie spezifischen Beschwerden wie Atemnot besonders im Bett, Niesen, verstopfte Nase, verklebte Augen oder gar dem zusätzlich bestehenden Asthma bronchiale. Zum Anderen kommt es auch zu einer Besserung der quälenden Ekzeme.

Bislang war die spezifische Hyposensibilisierungstherapie gegen Hausstaubmilbenallergie nur mit durch Spritzen oder sublingual (unter die Zunge) verabreichten Lösungen möglich.  Nun aber steht mit Acarizax ® ein Präparat in Tablettenform zur Verfügung. Acarizax ® ist ein Lyophilisat aus standardisierten Allergenextrakten von Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyssinus und Dermatophagoides farinae) und derzeit nur für Patienten vom 18 bis 65 Lebensjahr zugelassen.  Laut Herstellerfirma wird Acarizax ® voraussichtlich im Laufe der nächsten 12 Monate auch für Patienten ab dem 12 Lebensjahr zugelassen werden.   www.allergie-plattform.at